Elektroauto Chronik eines Irrtums

Seeo

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Bosch kauft „Wunderbatterie“. Im Jahr 2015 kaufte Bosch das kalifornische Start-up Seeo. Seeo hat eine neue Festkörper-Batterie entwickelt, die angeblich pro Gewichtseinheit doppelt so viel Energie speichern kann wie die Lithium-Ionen-Akkus, allerdings bei Betriebstemperaturen zwischen 60 und 80 Grad Celsius. „In den Lithium-Ionen-Akkus heutiger Elektroautos schwappt eine leicht entflammbare Flüssigkeit. Die Lithium-Ionen darin transportieren Ladungen vom Plus- zum Minuspol. Der Akku der Firma Seeo kommt ohne diese Flüssigkeit aus, in ihm steckt stattdessen eine hauchdünne Schicht aus Kunststoff, die Strom leitet. Sie macht den Stromspeicher sicherer – und Seeo kann einen der Pole aus Lithiummetall fertigen, das empfindlich auf Batterieflüssigkeit reagiert, aber mehr Energie speichern kann als das bisher übliche Graphit.“1
Dazu soll die Batterie nur die Hälfte der herkömmlichen Akkus kosten und sicherer sein. Für Daimlers Entwicklungsleiter Harald Kröger ist die Festkörperzelle ein Hoffnungsträger bezüglich Leitfähigkeit und Zyklenfestigkeit. „Tausendmal muss sich ein Akku für 300 Kilometer laden und entladen lassen, um autotauglich zu sein. Das werden in den nächsten zehn Jahren auch neue Zelltypen schaffen, ist sich Kröger sicher.“2

Bosch plant Akku-Revolution. Auf der IAA 2015 präsentierte Bosch seine neue Erwerbung, den 2007 gegründeten Akkuhersteller Seeon auf Hayward, Kalifornien. Beim klassischen Lithium-Ionen-Akku gibt es die positive Kathode und die negative Anode und eine leitende Flüssigkeit mit einer Trennmembran. „Die innovative Idee des Start-ups Seeo besteht nun darin, die flüssigen Elektrolyte durch feste Polymere zu ersetzen. Die Batterien sind damit weniger feuergefährdet als alle herkömmlichen Batterien und doppelt so leistungsfähig, verspricht Geschäftsführer Hal Zarem. Die Seeo-Batterie könne die Reichweite eines Elektroautos verdoppeln. Langfristig will die Firma die Produkte auch für den Solar-Betrieb des Eigenheims vertreiben.“3

Fortgang unklar. Im Jahr 2017 äußerte sich Bosch ausweichend zur Zukunft von Seeo.4
Im Frühjahr 2018 stieg Bosch (wieder einmal) aus der Batterieforschung aus: Seeo soll verkauft werden. „Sowohl die Lithium-Ionen- als auch die Festkörper-Zellen-Forschung wird eingestellt.“5

März 2018: „Das im Bereich der Lithium-Ionen-Technologie tätige Gemeinschaftsunternehmen Lithium Energy and Power (LEAP) wird aufgegeben. Das zur Festkörperzelltechnologie forschende Tochterunternehmen Seeo, das Bosch erst Ende 2015 kaufte, soll veräußert werden. Seeo entwickelte mit Drylyte eine Lithium-Festkörperbatterie, die keine Flüssigkeiten oder Gels enthält. Stattdessen besteht das Elektrolyt aus festen Polymeren, die weniger feuergefährdet und leichter als herkömmliche Lithium-Ionen-Akkus sind sowie mehr Energie speichern sollen. Marktreif sind diese Akkus jedoch noch nicht.“6

      Auf der Seeo-Webseite stand dann für 2018 nur die Angabe: „Seeo builds 250 Wh/kg (15 Ah) cells.“7

      1. Gast, Robert, Geballte Ladung, in SZ 16.9.2015 []
      2. Becker, Joachim, Warten auf das Batterie-Wunder, in SZ 19.9.2015 []
      3. Weddeling, Britta, Der Saft für digitale Höchstleistungen, in handelsblatt.com 2.10.2015 []
      4. Schrader, Christopher, Volle Ladung, in SZ 6.12.2017 []
      5. Hägler, Max, Mayr, Stefan, Mühlauer, Alexander, Bosch gibt auf, in SZ 1.3.2018 []
      6. Donath, Andreas, Bosch baut keine eigenen Batteriezellen, in golem.de/news 1.3.2018 []
      7. http://www.seeo.com/about-us/#timeline []
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