Elektroauto Chronik eines Irrtums

Mute/Visio.M

M

Am 13.7.2010 stellte Prof. Markus Lienkamp von der TU München sein Elektroauto „Mute“ vor, das bewusst als Fahrzeug für Strecken unter 200 Kilometer konzipiert wurde. Damit könnten die kurzen Strecken zum ÖPNV zurückgelegt werden. „Dass im Raum München bis 2020 entsprechend den Plänen der Bundesregierung 100.000 Elektroautos unterwegs sind, hält der Professor für ‚realistisch‘.“ [1].
Der Mute fährt maximal 120 km/h und kann zwei Personen transportieren; Er wiegt 500 kg, davon 100 kg die Batterie mit 15 kWh. Die Leasingrate wird rund 330 Euro pro Monat betragen. [2] Die Reichweite soll bei 100 km liegen. Falls sich die Reichweite durch Stromverbraucher wie Beleuchtung, Scheibenwischer und Medien verkürzt, kann eine Einmal-Batterie installiert werden. Geheizt werden soll mit Bioethanol. [3; 5]
Die Markteinführung sollte 2015 sein. „Und 2018 bei den Olympischen Winterspielen in München und Garmisch-Partenkirchen könnten ganz viele Mutes unterwegs sein – etwa als Mietauto für Besucher, sofern München den Zuschlag vom Internationalen Olympischen Komitee erhält.“ [4]
Erstens kommt es anders, und zweitens als man denkt: Die Olympischen Winterspiele 2018 gingen nach Südkorea.

Mute wird Visio.M. Der Mute wurde in Visio.M umbenannt: eine Abkürzung für „Visionäres Mobilitätskonzept“. Das Bundesministerium für Bildung und Forschung fördert Visio.M mit 10,8 Millionen Euro. Mehr als 20 Lehrstühle aus allen TU-Bereichen kooperierten. [6; 7]

Die elektrische Knautschzone. Im Oktober 2014 präsentierte die TU den Visio.M mit zwei Sitzen, einer Länge von 355 cm und einem Leergewicht von etwa 500 kg. [Wikipedia; 8] Die Karosserie-Airbags wurden in die Stoßstangen integriert. Da ein möglicher Zusammenstoß schon vor dem Aufprall vorhergesehen werden muss, überwachen Radarsensoren und Minikameras die Umgebung des Fahrzeugs. „Rund um das Auto werden andere Fahrzeuge, Fußgänger und Hindernisse automatisch erfasst. Die Sensoren messen die Geschwindigkeit und Größe der Objekte. Aus den Daten berechnet ein Algorithmus dann die Wahrscheinlichkeit eines Unfalls. Ist ein Aufprall unvermeidbar, werden die Schutzsysteme aktiviert.“ [8]

Serienproduktion ab 2020. Der Produktionsstart soll 2020 erfolgen. Kooperationspartner sind u. a. Daimler, BMW, Siemens, Conti und Texas Instruments. Der Visio.M wird rund 16.000 Euro kosten und einen Elektromotor mit 15 kW und 160 Kilometer Reichweite haben. Er wiegt mit Batterien 450 Kilogramm. [9]

[1] Funke, Christiane, Der Stadt-Sprinter aus Garching, in SZ 12.7.2010

[2] Wikipedia. Wikipedia hat eine Liste der Elektroauto-Prototypen: hier

[3] Schrader, Christopher, Stadtauto mit Stecker, in SZ 15.7.2010

[4] Völklein, Marco, Schub für Elektromobilität, in SZ 24.7.2010

[5] Vgl. auch Schrader, Christopher, Das Unimobil, in SZ 13.9.2011

[6] Völklein, Marco, Mute-Probe bestanden, in SZ 3.5.2012

[7] Völklein, Marco, Preisgünstiger Klein-Stromer, in SZ 21.10.2014

[8] Wenleder, Andreas, Airbag in der Stoßstange, in SZ 23.10.2014

[9] Kemmer, Verena, TU München entwickelt Auto der Zukunft, in abendzeitung-muenchen.de 21.10.2014

Synonym verwendet:
Visio.M
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