Elektroauto Chronik eines Irrtums

Build Your Dreams/BYD (BYD)

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Aktualisiert 7.6.2020

Werdegang BYD Auto Company Limited. „Die Geschichte von BYD (Build Your Dreams) ist noch jung. Im Jahr 2003 kauft der Akkuhersteller den einstigen chinesischen Staatsbetrieb Xi’an Tsinchuan Auto Co., Ltd. Im Zuge der Regierungsvorgaben stürzt sich BYD sofort auf die Elektromobilität und vor allem auf Eigenentwicklungen. Bereits sieben Jahre später hat das Unternehmen ein Produktionsvolumen von 500.000 Fahrzeugen im Jahr. Heute zählt der Konzern zu den größten Autobauern Chinas.“1
BYD „ist ein Autohersteller in Shenzhen in der Provinz Guangdong in der Volksrepublik China und eine Tochtergesellschaft der BYD Company Ltd. Das Unternehmen ist einer der größten Automobilproduzenten Chinas und an der Hong Kong Stock Exchange notiert. 2015 war BYD Auto weltweit führend beim Verkauf von elektrisch aufladbaren Fahrzeugen, diese Position musste mittlerweile an Nissan abgegeben werden. Im Bereich der Elektromobilität gilt es – nicht zuletzt durch die Markteinführung der weltweit ersten Elektro-Sattelzugmaschine, des ersten Elektro-Gelenkbusses und des ersten Elektro-Doppeldeckerbusses – als eines der innovativsten Unternehmen.“ (Wikipedia)
„Zwei Cousins gründeten 1995 das Unternehmen in Shenzhen, sie fertigten Batterien für Handys, nach fünf Jahren war Motorola ihr Kunde, später dann auch Nokia, fast ein Viertel der Akkus stammte aus den Werken von BYD.“2

Das Angebot von BYD im Bussektor: Linienbus BYD ebus (auch: BYD K9), ein Batteriebus, seit 2014 auch als Gelenkbus, seit 2016 auch als Doppeldeckerbus; Reisebus BYD C9, der weltweit erste rein elektrische Reisebus (seit 2016). „Der global vermarktete BYD ebus wird auch in Europa im regulären Liniendienst eingesetzt, so in den Niederlanden (35 Busse in Amsterdam-Schiphol) und in London (zwei Linien mit 51 Batteriebussen). Damit stellt BYD Auto die größten Elektrobusflotten in Europa.“ (Wikipedia)

Daimler und VW buhlen um BYD. Daimler gab im März 2010 eine Kooperation mit dem chinesischen Hersteller von Elektroautos BYD bekannt. Gedacht war auch an eine Kapitalbeteiligung von Daimler an BYD. Beide wollen Elektroautos für den Massenmarkt entwickeln. Die von BYD verkauften Elektroautos kosten umgerechnet zwischen 6000 und 10.000 Euro. BYD arbeitet mit VW bei Fahrzeugbatterien zusammen. Durch die Kooperation mit Daimler werde die mit VW beendet.3
Daimler und BYD werden zu je 50 Prozent an der Gemeinschaftsfirma beteiligt sein und umgerechnet 71 Millionen Euro investieren. Das neue in Kooperation entstehende Stadtauto soll ab 10.000 Euro kosten.4

Genfer Autosalon 2011: BYD verliert Glanz. „BYD, die drei Buchstaben, die spätestens nach dem spektakulären Einstieg der Investorenlegende Warren Buffett mit knapp zehn Prozent vor Monaten die Autolandschaft in ehrfürchtiges Erschauern versetzte, haben etwas von ihrem Glanz verloren. Dafür gibt es Gründe: Seit fünf Monaten sollte Build Your Dreams eigentlich in den Vereinigten Staaten reine Elektroautos verkaufen. Und in diesem Jahr sollte dann der Markstart in Europa erfolgen – wenn es dem Unternehmen denn gelungen wäre, seine Ursprungspläne umzusetzen. Doch die Träume lassen sich nicht so schnell verwirklichen, wie angekündigt. Selbst in China verkauft das Unternehmen, das einst als Batteriehersteller begann, seine Elektroautos vor allem an Flottenkunden und Behörden, wie BYD-Exportchef Henry Li im Gespräch mit Handelsblatt.com einräumt. Nur in fünf Städten, in denen es spezielle Subventionen teils in fast halber Höhe des Verkaufspreises gibt, richtet sich BYD an Privatkunden.“5
Der Kurs von BYD brach im Dezember 2014 um fast 30 Prozent. Laut BYD liegt der Grund im Ölpreis-Verfall. Dadurch sinken die Perspektiven für Elektroautos.6

Hendrik Leber im Juni 2017 über BYD in manager-magazin.de: „Chinas BYD, nicht der US-Autobauer Tesla, ist die heißeste Wette in der Autoindustrie. US-Starinvestor Warren Buffett gehört zu den frühen Aktionären von BYD, ein willkommener Vertrauensbonus. (…) BYD ist in der Volksrepublik der größte Player seiner Branche – über 60 Prozent des Umsatzes entfallen auf Autos und Batterien. Und anders als Elon Musks defizitärer Autotraum ist der Konzern auch profitabel. US-Starinvestor Warren Buffett gehört zu den frühen Aktionären von BYD, ein willkommener Vertrauensbonus.“7
Leber schreibt weiter: „Ich glaube, dass neben Kandidaten wie Tesla Börsen-Chart zeigen, Nissan oder VW chinesische Hersteller dazugehören werden. Der Grund: Wegen der hohen Luftverschmutzung ist die Notwendigkeit eines Systemwechsels in China besonders dringlich und darum auch staatlich gewollt.“7
China hat 90 Prozent Kohlestrom-Anteil bei der Stromerzeugung: Dadurch erfolgt durch die Elektroautos lediglich eine Verlagerung der CO2-Emissionen.

Mathias Bölinger zur Historie von BYD in Die Zeit: „1995 lieh sich Konzerngründer Wang Chuanfu 300.000 US-Dollar, um eine Fabrik für Akkus zu gründen, die in tragbaren Festnetztelefonen zum Einsatz kamen. Als wenig später Mobiltelefone populär wurden, wurde BYD zu einem der wichtigsten Lieferanten der neuen Geräte. So entstand ein Großkonzern mit über 200.000 Mitarbeitern. Noch heute läuft jedes vierte mobile Endgerät weltweit mit einem Akku von BYD – vom Smartphone bis zum Laptop. In die Autoproduktion stieg der Konzern erst 2003 ein. Damals kaufte BYD den wenig bekannten Autohersteller Tsinchuan. BYD liefert Limousinen und SUVs für die wachsende chinesische Mittelschicht. E-Mobilität war von Anfang an eines der Ziele des Konzerns. Die Firma baut als einziger E-Auto-Hersteller seine Batterien selbst.“8

Genfer Autosalon: BYD nicht gefragt. Am kleinen Messestand von BYD ist kaum etwas los. Die hochfliegenden Pläne fliegen nicht mehr so hoch. Seit Ende 2017 wollte BYD Elektroautos in den USA verkaufen – und seit Anfang 2018 in Europa. „Selbst in China verkauft das Unternehmen, das einst als Batteriehersteller begann, seine Elektroautos vor allem an Flottenkunden und Behörden, wie BYD-Exportchef Henry Li im Gespräch mit Handelsblatt.com einräumt: Nur in fünf Städten, in denen es spezielle Subventionen teils in fast halber Höhe des Verkaufspreises gibt, richtet sich BYD an Privatkunden.“9

Genfer Autosalon (2): Daimler kooperiert mit BYD. Daimler und BYD kooperieren, um gemeinsam ein Elektroauto für den Massenmarkt zu entwickeln. Es soll zwischen umgerechnet 6000 und 10.000 Euro kosten.

Build Your Battery. Zwei SZ-Reporter besuchten im Frühjahr 2018 ein modernes Batteriewerk von BYD aus dem Jahr 2014 im Süden Chinas nahe Hongkong. Beim Besuch wird die Kamera am Smartphone zugeklebt. Die Angst vor Industriespionage ist groß, die Mixtur von Nickel, Lithium, Kobalt und Magnesium höchst geheim. 2018 wird BYD eine neue Fabrik in der Provinz Qinghai eröffnen, in der 32 GWh jährlich gefertigt werden können. Nach den chinesischen Plänen sollen 2020 über 80 Prozent der Akkus in China hergestellt werden.2

Corona-Pandemie: BYD produziert Masken. Das europäische Masken-Qualitätssiegel FFP2 hat in China das Kürzel KN95. Mit dem roten Logo von BYD gibt es sie seit Anfang Februar 2020. BYD hat Maschinen gekauft und fertigt nun selbst. „Heute ist der Konzern der weltgrößte Mundschutzproduzent. Und die Kunden stehen Schlange.“10

BYD goes Europe. Der Elektro-SUV Tang EV600 wird laut BYD-Info demnächst in Norwegen verkauft; die Luxuslimousine Han EV soll künftig in Europa verkauft werden und zielt auf das Tesla Model 3 ab.11

Neue „Blade Battery“. BYD stellte im Frühjahr 2020 eine neue „Blade Battery“ vor, die weniger brandanfällig sein und sich nur auf 30 bis 60 Grad erwärmen soll. Die Platzausnutzung soll um 50 Prozent besser sein als zum Beispiel beim Tesla Model 3. BYD will die Blade Battery auch anderen E-Auto-Herstellern anbieten.11

  1. Preiss, Holger, BYD will mit E-SUV Kontinent erobern, in manager-magazin.de 6.5.2020 []
  2. Giesen, Christoph, Hägler, Max, Strittmatter, Kai, Rote Zellen, in SZ 21.4.2018 [] []
  3. Daimler startet neue Marke in China, in tagesspiegel.de 3.3.2010 []
  4. Reuters, Daimler baut Elektroautos für China, in SZ 28.4.2010. Vgl. auch Daimler startet neue Marke in China, in tagesspiegel.de 3.3.2010 []
  5. Andresen, Timo, Das E-Auto des Batterieriesen stottert, in handelsblatt.com 3.3.2011 []
  6. SZ/DPA, Kurssturz bei Elektroautos, in SZ 19.12.2014 []
  7. Leber, Hendrik, Build Your Dreams, das bessere Tesla, in manager-magazin.de 23.6.2017 [] []
  8. Bölinger, Mathias, Der Kunde winkt ab, in Die Zeit 28.9.2017 []
  9. Andresen, Tino, Brückner, Florian, Das E-Auto des Batterieriesen stottert, in www.handelsblatt.com 3.3.2018 []
  10. Giesen, Christoph, Herrmann, Boris, Kohrs, Camilla, Wildester Westen, in SZ 6.4.2020 []
  11. BYD Han EV – Luxus-Stromstoß aus China, in n-tv.de 15.5.2020 [] []
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