Elektroauto Chronik eines Irrtums

April 2016

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Sehr bescheidene Mittel gegen die „Reichweiten-Angst“. Die mangelnde Begeisterung für Elektroautos liegt im hohen Preis, in der mangelnden Ladeinfrastruktur – und in der „Reichweitenangst“.  Damit wird die Befürchtung vieler potentieller Elektroauto-Käufer bezeichnet, irgendwo mit leerem Akku liegen zu bleiben. „Um dem zu begegnen, haben Bayern und Sachsen zusammen mit BMW, Eon und Siemens entlang der A 9 München–Leipzig sieben Schnellladesäulen in Betrieb genommen. In Dessau kam eine weitere Säule hinzu, sodass nun die Strecke bis nach Berlin abgedeckt ist. (…) Der Raststättenbetreiber Tank & Rast will bis 2018 das ‚größte zusammenhängende Netz von Schnellladesäulen an Autobahnen‘ errichten und E-Auto-Fans ‚im Schnitt alle 30 Kilometer eine Ladesäule‘ bieten.“ ((Zwanzig Minuten für einen vollen Akku, in SZ 18.4.2016))
Na dann mal fröhliches Laden – vor allem in der Urlaubszeit!

ADAC: Akkus mögen keine Kälte. Alexander Kreipl vom ADAC Südbayern, äußerte über Tests zur Kapazität der Batterien: „Das Problem ist immer noch die Kapazität der Batterie. Wir haben Tests gemacht bei Temperaturen von 20 Grad Celsius. Da lag die Reichweite des getesteten Modells bei etwa 160 Kilometer. Bei minus zehn Grad aber nur bei 70 Kilometer.“1

Siemens im Elektroauto-Geschäft. Siemens und Valeo, ein französischer Autozulieferer, kooperieren in einem Joint Venture bei Hochspannungskomponenten und -systemen für Elektroautos, Plug-in-Hybride und Hybridautos. „Siemens erwartet, dass der Markt für Elektroauto-Komponenten bis zum Jahr 2020 um durchschnittlich 20 Prozent im Jahr wachsen wird.“2

BMW-Mitarbeiter laufen zu Chinesen über. Carsten Breitfeld hat bei BMW den halbelektrischen Sportwagen i8 entwickelt. Im Februar 2016 wechselte er nach 20 Jahren zu dem neuen chinesischen Elektroauto-Produzenten Future Mobility. Das ist ein Gemeinschaftsunternehmen, an dem u. a. der chinesische Internet-Gigant Tencent und der taiwanesischen Smartphone-Produzent Foxconn beteiligt sind. Kurz danach folgten aus der BMW-i-Sparte der Ingenieur Dirk Abendroth, Designchef Benoit Jacob und der Leiter des Produktmanagements Hendrik Wenders. „Für BMW ist dies ein herber Verlust; mit seinen i-Modellen i3 und i8 fahren die Bayern derzeit noch in der Nische. Für den Ausbau der Elektromobilität bräuchte man in den kommenden Jahren eigentlich jeden fähigen Mitarbeiter.“3

Akku-Recycling. Landen die Akkus der Elektroautos im Elektroschrott? Die Befürchtung ist berechtigt, vor allem, wenn sich die Elektromobilität in größerem Umfang tatsächlich durchsetzen sollte. Nun schlagen der Bundesverband Erneuerbare Energien (BEE ) und die Münchner Firma Mobility House eine Zweitverwendung für ausgediente Batteriesätze vor, ein Weg, den Tesla ebenfalls projektiert. Die Alt-Akkus sollen als Pufferspeicher für erneuerbare Energien in Gebäuden verbaut werden. Diese falle je nach Tageszeit, Wetter und Wind unterschiedlich an und könnten so gespeichert werden. „Bei dieser Idee handelt es sich keineswegs um graue Theorie: Daimler, Mobility House und die Getec Energie AG legten bereits im letzten November den Grundstein für einen 13-Megawatt-Speicher auf dem Gelände des Ver- und Entsorgungsunternehmens Remondis in Lünen. In einer Studie erwartet der BEE, dass bis 2025 gebrauchte Kfz-Akkus mit 25 Gigawattstunden (GWh ) etwa genauso viel Strom zur Verfügung stellen können wie die Hälfte aller deutschen Pumpspeicherkraftwerke.“4

Neues von der Straßenlaterne. Diese sollen ja umgerüstet werden zu Ladestationen für Elektroautos – siehe Ubitricity (im Kritischen Elektroauto-Lexikon). BMW und diverse Start-ups machen sich ebenfalls über die Straßenlampe Gedanken, genauso wie Ericsson und Philips, Cisco und Google. Nun wurde auf der Hannover Messe von der Firma Smight (Smart, city, light) ein neuer Mast präsentiert. Der Mast beleuchtet, bietet WLAN an und sammelt Umweltdaten wie Luftdruck und -feuchtigkeit, Temperatur, Ozongehalt, Feinstaub. Außerdem kann man mit ihm Elektroautos laden. „Das Start-up gehört EnBW und sitzt auf dem Innovationscampus in Karlsruhe. Straßenbeleuchtung gehört zum Geschäft des Energieversorgers aus Karlsruhe, er versorgt fast 300 Kommunen in Baden-Württemberg. Smight ist auf dem Innovationscampus von EnBW in Karlsruhe angesiedelt. (…) Die Vollversion mit Ladestation koste 8500 Euro, die ‚Slim-Version‘ ohne Ladestation, die bald auf den Markt komme, etwa ein Drittel davon. (…) Es lockt ein riesiger Markt. In der Europäischen Union gibt es derzeit 60 bis 80 Millionen Straßenlaternen, sagt Joachim Lonien vom Deutschen Institut für Normung (DIN). Intelligente Stadtmöbel wie die Laterne seien nicht nur von kommunalem Interesse. Auch die EU-Kommission treibt im Rahmen der Europäischen Investitionspartnerschaft Smart Cities und Communities die Entwicklung intelligenter städtischer Technologien voran.“5
Was ist zu erwarten: Dass die Straßenlampe ein neuer Informeller Mitarbeiter wird…

Kaufprämie für Elektroautos. Bundesregierung und Autoindustrie stellen je 600 Millionen Euro zur Verfügung. Für reine E-Autos sind 4000 Euro, für Plug-in-Hybride 3000 Euro vorgesehen. „Die Prämien werden nur für Elektrofahrzeuge mit einem Netto-Listenpreis bis 60.000 Euro gezahlt. Sobald es einen Kabinettsbeschluss dazu im Mai gibt, greifen die Förderungen, erklärte Schäuble.“6
Zur Pressemitteilung: hier

  1. Anlauf, Thomas, Richtiger Ansatz, in SZ 18.4.2016 []
  2. DPA, Gemeinsam für Elektroautos, in SZ 19.4.2016 []
  3. Fromm, Thomas, Auf und davon, in SZ 21.4.2016 []
  4. Haas, Karl-Gerhard, Zu schade für den Müll, in SZ 21.4.2016 []
  5. Vollpfosten, in SZ 27.4.2016 []
  6. Einigung auf Kaufprämie für E-Autos, in www.bundesregierung.de 27.4.2016 []
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